ÜBER PSYCHOTHERAPIE

„Erkenne dich selbst“ - stand im Altertum am Eingang von Tempelanlagen - und das ist das Hauptanliegen der Psychotherapie
Der Mensch ist kein rationales Wesen. Aber unsere Theorien von der Welt und von uns selbst sind zu rational, eindimensional und in Wahrheit falsch und irreführend.
Unsere Entscheidungen spielen sich unter der Oberfläche ab. Wir werden gesteuert von unbewussten Emotionen, frühkindlichen Prägungen, vor-festgelegten Überzeugungen und Vorurteilen. Mit anderen Worten von Persönlichkeits-Ich-Anteilen von uns, von denen wir in der Regel nur indirekt mitkriegen, dass es sie überhaupt gibt.

Unseres Verhalten ist dementsprechend oft genauso irrational. Wir bilden uns gerne ein, Vernunftwesen zu sein, aber so rational und weise sind wir leider nicht, weil wir uns selbst - und damit auch die anderen - nicht kennen.
Wir werden weniger durch reine Vernunft geprägt, als wir glauben. Die Kraft unserer Emotionen und inneren Motiven wird unterschätzt und weniger berücksichtigt als es für uns gut wäre. Aber diese bilden die Grundlage unseres Denkens und damit allen Handelns und aller Entscheidungen. Deshalb müssen wir so gut wie möglich besser verstehen wer wir sind und wie wir wurden was wir sind. Weil das Folgen hat - auch und insbesondere was unsere Gesundheit betrifft.

Eine der Haupterkenntnisse der Forschung ist, dass wir alle nicht aus einer einzelner Persönlichkeit bestehen, sondern aus mehreren Persönlichkeits-Anteilen zusammengesetzt sind. Und zwar wir alle denn das hat zunächst nichts mit krank- oder gesundsein zu tun.
Und jeder dieser Ich-Anteile kann selbstständig tätig werden und das Verhalten von uns als Gesamtpersönlichkeit bestimmen - und, wenn wir das nicht wissen, nicht immer zu unserem Gunsten.
Wenn jemand sagt „Ich tue das immer wieder, aber ich weiss nicht warum“ - stellt sich immer die Frage, welcher Ich-Anteil in dem Moment die Gesamtpersönlichkeit gesteuert hat.

PSYCHOSOMATISCHE SICHTWEISE

Erkenntnis, dass Psyche und Körper eins sind und ununterbrochen auf einander einwirken, ist eine grundlegende in der Medizin. Je weniger bewusst ein Problem ist, um so größer ist die Somatisierung, bzw. um so mehr körperlichen Symptome werden fühlbar und sichtbar. Das gilt auch für schwere körperliche Erkrankungen.
Es gibt „Studien“, die behaupten, dass z. B. keine Verbindung zwischen Psyche und Krebs besteht. Man muss sich allerdings fragen, welche Art von Untersuchungen hier von „Experten“ gemacht wurden, die keinen Zusammenhang zwischen Psyche und Körper entdecken konnten.

Während der jahrelangen Arbeit mit chronischen Schmerzpatienten kam ich zu der zunehmenden Erkenntnis, dass sich wiederholende emotionale Belastungen oder unverarbeitete, ungeklärte frühere Lebensereignisse, oder kleine, aber stetige, tägliche Mikrotraumen („was kränkt macht krank“) - oft im Hintergrund eine entscheidende Rolle in der Entstehung und in der Aufrechterhaltung der chronischen Krankheiten spielen. Der vom Patienten beklagte Schmerz kann ein Hinweis auf eine organische Störung, aber in vielen Fällen auch ein Symbol für Ängste,Traurigkeit, Verlust oder seelisches Trauma, oder anhaltenden Kränkungen sein.

Körper und Seele Zusammenhang

„Geh’ du vor“- sagte die Seele zum Körper, „auf mich hört er nicht“, vielleicht hört er auf dich“.
„Ich werde krank werden, dann wird er, wenn er noch Verstand hat, Zeit für dich haben“,- sagte der Körper zur Seele.

Psychotherapie erweist sich nun als, neben der Chirurgie, die eigentliche Königin der Medizin. Die Seele, vertreten durch unsere Gedanken und Gefühle, ist die faszinierendste und gleichzeitig so schwer fassbare Äußerung menschlichen Wesens. Durch die verblüffende, kaum vermittelbare wechselseitige Beeinflussung von unseren Gedanken und Gefühlen einerseits und den Körper/Materie andererseits, gerät man in das spannende Feld zwischen Naturwissenschaft, Philosophie.

WAS SIE SCHON IMMER ÜBER PSYCHOTHERAPIE WISSEN SOLLTEN

um Ihre Vorurteile vielleicht zu korrigieren...

Wir achten alle sehr sorgfältig auf körperliche Hygiene, aber nur wenigen von uns ist die ausschlaggebende Wichtigkeit der Psychohygiene bewusst. Wir können mit krankmachenden, uns blockierenden und schwächenden, dafür aber ‚festen’ Überzeugungen, durch und durch 'verschmutzt' sein, ohne es auch nur zu merken. Methoden der Psychotherapie und der Regulierung unseres Innenlebens "sind zu wertvoll, um nur den Kranken vorbehalten zu bleiben."
Studien belegen überzeugend, dass körperliche Beschwerden weltweit die häufigste Ausdrucksform emotionaler Belastungen und Stress darstellen.

WER IST GESUND?

Manche denken immer noch, dass nur die schwer psychisch leidenden eine Psychotherapie brauchen. Weit gefehlt. Krankheit ist nicht der einzige Grund für Krankheitsgefühl und Leiden. Denn „gesund ist nicht der, der nie Probleme, Ängste, Depressionen hatte, sondern der, der immer wieder lernt damit angemessen umzugehen“ (Pesesskian, 2002) und: „Psychotherapie ist zu wertvoll, um sie nur den Kranken vorzubehalten“.

Studien haben seit längerem eindrucksvoll belegt, dass Menschen die eine erfolgreiche Psychotherapie abgeschlossen haben, auch körperlich insgesamt weniger krank sind als eine Vergleichsgruppe der Bevölkerung.

Psychische Verfassung hat somit einen entscheidenden Einfluss auf die Empfänglichkeit und Verlauf von körperlichen Krankheiten. Unsere Gefühle schlagen sich immer unmittelbar im Körper nieder.

Woran wir körperlich erkranken, ist uns stärker genetisch mitgegeben, als wie schwer wir erkranken, und vor allem: ob wir überhaupt erkranken!

PROBLEME entstehen wenn die früher erfolgreichen Überlebens-Strategien die uns einst sehr hilfreich waren, in der gegenwärtigen Lebensphase nicht mehr angemessen werden. Gute Lösungen von früher sind dann in Form von so genannten blockierenden Überzeugungen, nun selbst zum Problem geworden.

VERÄNDERUNG WARUM?

Das einzig Beständige in der Natur ist Veränderung. VERÄNDERUNG ist das Normale, dem man sich nicht entziehen kann. 
Nicht-Veränderung ist das Unnormale.
Das versucht man manchmal vergeblich zu erreichen, wenn man sich in einer schönen Lebensphase befindet. Man möchte Momente des Glücks gerne für immer konservieren. Oder wir versuchen Veränderung zu vermeiden wenn sie uns bedrohlich erscheint und Angst auslöst.

Das ganze Leben besteht aus Lernen und Anpassung an die sich immer ändernde Umstände, ob wir es wollen oder nicht. „Lernen ist wie rudern gegen den Strom, sobald man aufhört, treibt man zurück“
Gute Psychotherapie erleichtert dieses unvermeidliche lebenslange Lernen. Zusammen ist man weniger allein. Wir werden so in die Lage versetzt unsere Entwicklungsaufgaben und Übergänge von einer Lebensphase in die andere, leichter bewältigen.

WAS IST PSYCHOTHERAPIE?

Moderne Psychotherapie ist eine besondere Form der zwischen-menschlichen Beziehung. Sie ist in der Lage die Flexibilität, Anpassungs- und somit die Überlebensfähigkeit des Menschen zu verbessern. Sie vergrößert und bereichert unsere Wahlmöglichkeiten. Sie geht von folgender Grundannahme aus:

Jedem Menschen sind Wachstums-Potentiale, Fähigkeiten und Können eigen, die ihm selbst nicht bekannt sind. Wir müssen nun diese Fähigkeiten entdecken. Dabei geht es oft um die Frage, ob wir passives Opfer eines Problems bleiben oder zum potenziellen Täter eigener Genesung werden wollen.
„Du wirst da ankommen wo deine Gedanken sind. Deshalb achte darauf, dass deine Gedanken da sind wo du sein möchtest und nicht da wo du nicht sein möchtest.“
Man kann nicht immer wieder dasselbe tun und trotzdem unterschiedliche Ergebnisse erwarten. Wie wiederholen oft dieselben Handlungen immer und immer wieder und wundern uns dann, warum die unerwünschte Ergebnisse immer dieselben bleiben.

Die wahre Entdeckungsreise besteht nicht darin, dass man neue Länder sucht, sondern, dass man das Alte mit neuen Augen sieht. Wenn eine Tür im Leben zufällt, öffnet sich immer eine andere. Das Schwierige sind die Übergänge.

Psychotherapie erweitert unsere alten Sichtweisen und eröffnet die neuen. Manchmal ist nicht derjenige der zur Psychotherapie kommt der Kränkste in seinem Familien- und sozialen System. Er ist oft der Feinfühligste, manchmal der Intelligenteste, auf jeden Fall der erste der einsieht, dass es etwas zu verbessern gibt. Derjenige im System, der andere am meisten leiden lässt, kommt seltener auf die Idee Hilfe zu suchen.